Inspiriert zu diesem Beitrag hat mich das Buch „Das passende Leben“ von Remo H. Largo. Minimalismus hat für mich persönlich viel mit Werten zu tun. Doch was sind Werte eigentlich genau? Und wie sehen deine persönlichen Werte aus?
Was bedeuten Werte eigentlich?
„Das entspricht nicht meiner Wertvorstellung.“
„Darauf lege ich sehr viel Wert.“
Das sind Sätze, die du so oder so ähnlich bestimmt auch schon verwendet hast. Viele Wörter benutzen wir einfach, ohne ihre wirkliche Bedeutung zu kennen.
Schlage ich das Wort „Wert“ im Duden nach, bekomme ich folgende Antwort:
„auf etwas Wert legen; von Wert sein“
Die Bedeutungen sind:
- einer Sache innewohnende Qualität, aufgrund derer sie in einem gewissen Maße begehrenswert ist [und sich verkaufen, vermarkten lässt]
- in einer Ware vergegenständlichte, als Tauschwert erscheinende gesellschaftliche Arbeit, deren Maß die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist
- Dinge, Gegenstände von großem Wert, die zum persönlichen oder allgemeinen Besitz gehören
- positive Bedeutung, die jemandem, einer Sache zukommt
Scrolle ich noch etwas weiter herunter, dann komme ich zu den Synonymen. Diese lauten:
- Grundsatz
- Ideal
- [Lebens]prinzip
- Leitbild
- Maßstab
- Wertmaßstab
- Wertvorstellung
Es gibt also erstens Werte im materiellen Sinne (Vermögenswerte, sonstiger Besitz, Arbeit) und zweitens Werte im immateriellen Sinne (Lebensprinzip, Wertvorstellung).
In diesem Beitrag geht es mir um die persönlichen Werte. Das sind solche, die immateriell sind. Persönliche Werte sind quasi identisch mit dem eigenen Leitbild und eigenen Grundsätzen.
Welche Werte gibt es?
Ein Wert ist etwas, für das du einstehst. Etwas, dass dir wichtig ist und das dein Leben leitet.
Hier ein paar Beispiele für Werte:
- Toleranz
- Freiheit
- Verantwortung
- Unabhängigkeit
- Anerkennung
- Kreativität
- Selbstdisziplin
- Gelassenheit
- Loyalität
- Mitgefühl
- Leidenschaft
- Pflichtgefühl
- Professionalität
- Respekt
- Gemütlichkeit
- Ehrlichkeit
- Empathie
…. und viele mehr. Eine ausführliche Liste findest du hier: https://www.wertesysteme.de/alle-werte-definitionen/
Du hast beim Lesen bestimmt schon festgestellt, dass diese Werte sehr unterschiedlich sind und sich teilweise auch widersprechen.
Jeder Mensch hat ein anderes Leitbild (anders gesagt, eine andere Lebensphilosophie), andere Bedürfnisse und damit auch andere Wertvorstellungen.
Es ist nicht möglich, einfach die Werte eines anderen zu übernehmen. Ich halte es auch für absurd, ein Ranking der Werte vorzunehmen. Jeder Wert ist gut, so wie er ist und wie er zu dem Menschen passt.
Werte, die keine Werte sind
Das Problem vieler Menschen heute ist, dass sich ihre Werte komplett verschoben haben. Es dreht sich hauptsächlich um materielle Werte. Ein Mensch wird nicht mehr darüber definiert, wer er als Person ist und welche Werte er mit seiner Person verbindet (z.B. Verantwortung oder Loyalität). Gemessen wird heute in materiellen Werten. Welches Auto jemand fährt, welche Kleidung er trägt, wohin er in den nächsten Urlaub fährt oder wie viel Geld er pro Monat verdient.
Die meisten Unterhaltungen der Leute drehen sich nur um diese Themen und jeder versucht, den anderen zu überbieten.
Klar kann jetzt argumentiert werden, dass an diesen Dingen nichts falsch ist.
Ja, Geld zu haben, beruhigt.
Klar, eine schöne Reise zu machen, ist eine Freude.
Auch schöne Kleidung zu tragen, kann einem Freude bereiten.
Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen. Wo es problematisch wird, ist, wenn sich ein Mensch nur noch über diese Werte definiert.
Das Problem besteht darin, dass man von materiellen Dingen nie genug haben kann. Es gibt immer eine Person, die mehr Geld hat als du, die schönere Kleidung trägt oder deren Reisen viel abenteuerlicher sind als die eigenen.
Diese Form der Werte machen langfristig nicht glücklich. Sie können sich sogar in das komplette Gegenteil verwandeln.
Werte, die dem Leben einen tieferen Sinn geben und für Zufriedenheit und Glück sorgen, sind letztendlich (fast) immer immateriell.
Maslowsche Bedürfnispyramide
Natürlich müssen die Grundbedürfnisse erfüllt sein, damit wir uns diesen immateriellen Werten zuwenden und herausfinden können, welche Werte uns persönlich wichtig sind. Doch diese Grundbedürfnisse sind in unserer westlichen Gesellschaft bei fast jedem Menschen erfüllt.
Nach Maslow gibt es folgende Bedürfnispyramide:

Die Pyramide baut sich von unten nach oben auf. Die untersten Bedürfnisse sind die essentiellsten Bedürfnisse eines jeden Menschen.
Wie ich schon schrieb, sind die Existenzbedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse bei fast jedem von uns automatisch gegeben, da wir das Privileg haben, in einem westlichen Land zu leben. Dafür alleine dürfen wir schon sehr dankbar sein.
Das Sozialbedürfnis wird durch Familie und Freunde geprägt.
Anerkennung und Wertschätzung wie auch Selbstverwirklichung hängen stark von den Bedürfnissen des Einzelnen ab.
Anerkennung und Wertschätzung wird aber heute, wie schon gesagt, leider oft mit materiellem Reichtum verbunden.
Wie würde die Welt wohl aussehen, wenn immaterielle Werte Vorrang hätten?
Kritisiert an der Maslowschen Pyramide wird oft, dass sie dem westlichen Statusdenken entspricht.
Und das stimmt auch! Oder man legt es einfach anders aus. Und zwar, indem man die Punkte Anerkennung und Wertschätzung für sich selbst definiert. Was sagt ein bestimmter Besitz wirklich über dich als Menschen aus?
Soziale Anerkennung durch Dinge
Ein ausschlaggebender Punkt, warum heute so viel Wert auf materielle Dinge gelegt wird, ist die „soziale Anerkennung“ oder das „Sozialbedürfnis“, wie es in der Maslowschen Bedürfnispyramide steht.
Über Statussymbole wie die „richtige“ Kleidung, das „richtige“ Auto, die „richtige“ Wohnung inklusive Einrichtung suchen viele Menschen nach Anerkennung in ihrem Freundeskreis. Sie wollen neidische Blicke erzeugen und sich gleichzeitig angenommen fühlen.
Ich will gar nicht sagen, dass hieran nur die „böse“ Werbung Schuld ist. Der Mensch hat sich schon immer gerne mit schönen Dingen geschmückt.
Das Ausmaß und das Tempo, in dem dies heute stattfindet, ist allerdings krass geworden.
Außerdem: Interessiert es deine Umgebung wirklich? Wenn sie die gleichen Gedanken wie du haben – also auch nach immer mehr streben, um unter anderem besser zu sein als die anderen – wie sehr würden sie sich dann wirklich für dich freuen, wenn du mehr besitzt? Vermutlich gar nicht. Wer diese Gedanken hat, ist in einem Teufelskreis gefangen.
Mit einem Wertesystem, das auf immateriellen Werten basiert, kann dir das nicht passieren. Keiner würde sagen „Die Marie ist aber viel loyaler als du!“
So ist es übrigens auch viel leichter, an der Spitze der Bedürfnispyramide zu arbeiten – der Selbstverwirklichung.
Wie finde ich heraus, welche Werte für mich wichtig sind?
Die meisten Werte bekommen wir schon als Kind vermittelt. Dennoch muss es nicht bei diesen Werten bleiben und es gibt auch keinen Grund, dass du dich an die Werte anpassen musst, die eine Gesellschaft vermittelt.
Das ist das Problem an Werten, die einfach übernommen werden. Wir wissen nicht, ob es wirklich unsere eigenen sind. Wollen wir wirklich so viel konsumieren? Brauche ich diese Statussymbole tatsächlich?
Versuche einfach mal, die Werte aufzuschreiben, die dich aktuell prägen. Frage dich dann, ob du zu 100 Prozent hinter diesen Werten stehst oder ob du sie nur hast, weil sie dir so vermittelt worden sind.
Danach kannst du dir überlegen, welche Werte für dich wirklich von Bedeutung sind. Frage dich immer: Womit fühle ich mich wohl? Was ist mir persönlich wichtig?