Welchen Einfluss hat unser Unterbewusstsein auf unser Denken und Handeln? Sind wir in der Lage unser Handeln zu steuern? Haben wir einen freien Willen oder ist die Annahme von Descartes „Ich denke (also) bin ich.“ grundsätzlich falsch? Diesen und weiteren Fragen geht der Sozialpsychologe John Bargh in seinem Buch „Vor dem Denken“ auf den Grund.
Kurzer Überblick
Bei einem meiner letzten Besuche in der Buchhandlung habe ich „Vor dem Denken“ entdeckt und nach dem reinlesen, war mir klar, dass ich dieses Buch haben will. Wie unsere Psyche funktioniert und wie man sie beeinflussen kann (oder nicht), hat mich seit ich Tony Robbins gelesen habe, nicht mehr losgelassen.
Die Arbeiten und Experimente von John Bargh beschäftigen sich unter anderem mit der unbewussten Beeinflussung von Verhalten durch Priming und haben großen Einfluss auf die Diskussion zum freien Willen. Hierzu sagt er: “ ‚Freier Wille‘ ist ein religiöser Begriff; er ist kein wissenschaftlicher Begriff.“ Die Frage inwieweit wir uns steuern können oder durch diverse Umstände gesteuert werden, ist eine der Hauptfragen in dem Buch. John Bargh hat 10 Jahre lang an „Vor dem Denken“ gearbeitet und ich behaupte, dass sich diese Arbeit gelohnt hat.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Unser Geist existiert gleichzeitig in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft und zusammengenommen macht das unsere (unbewussten) Erfahrungen und Handlungen aus. Das betrifft beispielsweise Reflexe die uns steuern oder das wir innerhalb eines Augenaufschlags die Charakteristika eines anderen Menschen einschätzen und damit bestimmen können, ob wir ihm Vertrauen können oder nicht.
Diese Hypothese und viele weitere wurden anhand von Experimenten (häufig durch John Bargh und sein Team) geprüft und belegt und werden ausführlich im Buch beschrieben.
Mein Fazit
Für mich ist ‚Vor dem Denken“ eine fantastische Lektüre und ich war das ein oder andere (Mal) sehr) überrascht, wie wir als Menschen funktionieren und wie unbewusst wir (tatsächlich) agieren. Für jemanden den das Lesen von Experimenten und deren Ausgang langweilt, könnte das Buch (etwas) langatmig werden. Die, die sich für das menschliche Verhalten interessieren und wissen wollen wie sehr wir unbewusst gesteuert werden, dem kann ich dieses Buch zweifellos empfehlen.
Was ich gelernt habe
- Unser Denken (und das Unbewusste) setzt sich aus unseren Erfahrungen zusammen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben und in der Gegenwart machen.
- Das wir durch die Entwicklung von Routinen unserem Geist, anders gesagt dem Unbewussten, mehr Freiraum lassen und damit leichter auf „geniale“ Gedanken und Ideen kommen.
- Das wir uns unsere Ziele gut aussuchen müssen, (denn) wenn wir dieses Ziel erst einmal gewählt und verankert haben, (dann) arbeitet unser Unterbewusstsein unermüdlich an dem Erreichen dieser Ziele.
- Einflüsse aus unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wirken sich, ohne das wir uns dessen bewusst sind, auf unser Verhalten, unsere Entscheidungen, unsere Vorlieben und Abneigungen aus.
- Das wir anerkennen müssen, dass wir nicht alles unter Kontrolle haben. Damit lässt es sich viel entspannter leben.
Es gibt noch vieles mehr, was man aus dem Buch von John Bargh mitnehmen kann. Ich werde „Vor dem Denken“ (bestimmt) noch ein zweites (Mal) lesen, da (so) viele wertvolle Informationen enthalten sind, die man beim ersten Lesen (gar) nicht komplett fassen oder (gar) behalten kann. Für alle die es (auch) (einmal) lesen wollen.