Gewohnheiten werden oft mit negativen Eigenschaften verbunden, wie zum Beispiel dem Rauchen. Ein Mensch der Routinen hat, wird oft als langweilig angesehen. Einfach in den Tag hinein zu leben klingt da viel lässiger. Oder doch nicht? Warum Routinen und Gewohnheiten unterschätzt werden und dass wir alle welche haben, erzähle ich dir in diesem Beitrag. Inhaltsverzeichnis Mir hat die Vorstellung, ein Leben mit Routinen zu führen, früher nie gefallen. Ich wollte wie eine Künstlerin leben. Aufstehen, wann ich will, tun, was ich will und mich von meiner Spontaneität leiten lassen. Übrigens: Dass gerade Künstler nicht so leben, ist mir erst viel später klar geworden 😉 Zur Entschuldigung kann ich sagen, dass ich jung und naiv war 🙂 Heute weiß ich es besser. Die erste Routine oder Gewohnheit, die ich mir zu eigen gemacht habe, war der Sport. Das fiel mir am Anfang sehr schwer. Bis es tatsächlich zu einem gewohnten Verhalten wurde, hat es lange gedauert. Hätte ich vor zehn Jahren schon über die Mechanismen von Gewohnheiten und Routinen Bescheid gewusst, wäre ich heute wahrscheinlich Profi-Sportlerin. Gut, dass ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich hätte mich nicht so lange quälen müssen, bis Sport zu einer Routine für mich wurde. Routinen und Gewohnheiten sind ganz simpel gesagt Tätigkeiten, die wir wiederholt und regelmäßig tun. Meist sehr unbewusst. Auch wenn wir es nicht glauben wollen, besteht der Großteil unseres Tages aus solchen Abläufen. Wir denken, dass wir fast alles frei entscheiden, aber das ist inzwischen von der Wissenschaft widerlegt. 45 Prozent unserer täglichen Aktivitäten laufen routiniert ab. Also fast die Hälfte des Tages. Denke hierbei einfach mal an das tägliche Zähneputzen oder den Gang zum Kaffeeautomaten am Morgen. An den Briefkasten, den du leerst oder die Heizung, die du aufdrehst. Nicht so ganz. Zur Beantwortung ziehe ich einfach mal den Duden zu Rate: Routinen: durch längere Erfahrung erworbene Fähigkeit, eine bestimmte Tätigkeit sehr sicher, schnell und überlegen auszuführen Gewohnheiten: durch häufige und stete Wiederholung selbstverständlich gewordene Handlung, Haltung, Eigenheit; etwas oft nur noch mechanisch oder unbewusst Ausgeführtes Die Unterschiede sind erkennbar. Der Effekt, den sowohl Routinen als auch Gewohnheiten haben, ist jedoch, dass es immer Tätigkeiten sind, die man ohne großes (oder gar nicht) darüber Nachdenken ausführt. Routinen und Gewohnheiten können unseren Alltag zum Guten – wie täglich Sport zu treiben – oder zum Schlechten – wie täglich eine Schachtel Zigaretten zu rauchen – hin beeinflussen. Doch warum sind sie so wichtig für uns? Wie ich bereits im letzten Abschnitt erwähnt habe, besteht fast die Hälfte unseres Tages aus Gewohnheiten und Routinen. Die Hälfte unserer Lebenszeit beeinflussen sie uns. Das sollte als Antwort, warum sie wichtig sind, eigentlich schon ausreichen. Aber ich möchte noch ein paar Punkte hinzufügen. Gewohnheiten und Routinen ermöglichen es uns, in der Welt zu funktionieren. Wir hatten sie schon immer und sie lassen sich nicht eliminieren. Sie gehören genauso zu uns wie der permanente Gedankenstrom in unserem Gehirn. Gäbe es keine Gewohnheiten und Routinen, müssten wir jeden Tag tausende von Entscheidungen treffen. Stelle dir einmal die Anstrengung für unser Gehirn vor! Es hätte keine Zeit mehr, um sich auf die wichtigen Dingen zu konzentrieren. Unser Gehirn wägt ständig zwischen Entscheidungsqualität und Entscheidungsgeschwindigkeit ab. Marginale Entscheidungen gehen zu Lasten der Entscheidungsqualität für alle anderen Entscheidungen. Jede Entscheidung, die beseitigt werden kann, setzt kognitive Ressourcen frei. Diese können dann für Entscheidungen von größerer Bedeutung genutzt werden. Gewohnheiten sind eine fantastische Möglichkeit, einen Teil der Entscheidungsarbeit an unsere Umgebung auszulagern. Und das ist auch der Grund, warum es sinnvoll ist, Gewohnheiten weiter auszubauen. Je mehr wir davon haben, umso mehr freie Kapazität hat unser Gehirn für kreative Prozesse. Wie häufig war ich selbst schon in der Situation, dass ich eine Stunde lang darüber nachgedacht habe, ob ich heute Sport machen soll oder nicht. Oder was ich heute Abend gerne essen würde. Das passiert mir heute manchmal noch. Und immer sage ich mir anschließend: Was für eine Verschwendung von Zeit und wie viel Anstrengung an Gedanken ich hierfür verbraucht habe. In zwei oder drei Jahren war ich in der Lage gewesen meinen Körper vollkommen zu verändern. Das lehrte mich etwas. Wenn ich in der Lage war meinen Körper so sehr zu verändern, konnte ich durch Disziplin und Entschlossenheit auch alles andere verändern, das ich wollte. Ich konnte meine Gewohnheiten und meine ganze Weltanschauung verändern. Arnold Schwarzenegger
Die kann durch mehr Gewohnheiten eigentlich nur steigen! Wenn du die Sachen, die du tun willst (oder musst) routiniert abarbeitest, hast du danach umso mehr Zeit, um spontan irgendwas zu tun. Bei mir ist es so, dass ich gerne so viel wie möglich bereits am Morgen erledigen will. Aus dem Grund bin ich permanent dabei, meine Morgenroutine weiter auszubauen. Mein Ziel ist es, bereits am Mittag mit allem fertig zu sein, um den Rest des Tages frei, spontan und kreativ gestalten zu können. Oder betrachten wir mein Beispiel von oben: In der Stunde, in der ich darüber nachgedacht habe, ob ich heute Sport machen soll oder nicht, hätte ich damit schon längst fertig sein können. Und hätte eine Stunde für etwas anderes gewonnen. Gewohnheiten erleichtern unser Leben ungemein! Sie sorgen dafür, dass wir mehr Zeit für die Dinge haben, die uns wichtig sind. Wenn wir in der Lage sind, Gewohnheiten zu steuern, sind wir in der Lage, Selbstkontrolle über uns zu erlangen. „Selbstkontrolle, dass klingt aber doch so negativ! Wo bleibt denn da der Spaß?“, denkt jetzt vielleicht der eine oder andere. Aber Selbstkontrolle hat so einige Vorteile. Ich habe zuletzt das Buch „Vor dem Denken“ von John Bargh gelesen, was ich dir übrigens sehr empfehlen kann. Darin geht es um das Unbewusste ganz allgemein. Gewohnheiten und Routinen sind unbewusste Handlungen. Daher unterschätzen wir auch ihre Wirkung. Wir sind uns dieser enormen Wirkung nicht bewusst. „Tatsächlich zeigt die Forschung, dass die Herausbildung guter Angewohnheiten, mit denen man die Kontrolle über sein Verhalten an routinemäßige tägliche Situationen und Ereignisse delegiert, auf lange Sicht der effektivste Weg zur Selbstkontrolle ist – und damit zu besseren Noten, besseren Jobs, einer gesünderen Ernährung und Lebensweise.“ John Bargh – Vor dem Denken Durch Gewohnheiten können wir also Selbstkontrolle erlangen. Mit Hilfe von positiven Gewohnheiten müssen wir nicht ständig unsere Willenskraft bemühen, um mit unserem Verlangen zu kämpfen. „Viele, wenn nicht die meisten von uns glauben, dass man eine Menge Willenskraft und innere Stärke braucht, um große Versuchungen und starke Impulse zu unterdrücken – dass dies ein permanenter, gewaltiger Kampf ist, der den ganzen Tag oder sogar das ganze Leben andauern kann. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass genau das Gegenteil zutrifft. Wer wirksame Selbstkontrolle ausübt, wird weniger von Versuchungen gepeinigt und wendet weniger Mühe zur Unterdrückung von Impulsen auf als Menschen mit geringerer Selbstkontrolle. (…) Menschen mit guter Selbstkontrolle bewältigen ihr Leben im Voraus. Durch den Einsatz unbewusster Mittel zur Selbstregulation machen sie die „notwendigen“ Übel wie gesunde Ernährung, Sport und Studium zu einem alltäglichen Teil ihres Lebens; die positiven Aktivitäten werden zu routinemäßigen Angewohnheiten, sodass es sie keine großen Kämpfe mehr kostet, mit ihnen zu beginnen oder die Abneigung gegen sie zu überwinden.“ John Bargh – Vor dem Denken Selbstkontrolle ist also überhaupt nichts Negatives! Wenn wir in der Lage sind, uns selbst zu kontrollieren, fallen uns viele Dinge leichter. Jetzt habe ich ausführlich über die positiven Auswirkungen von Gewohnheiten und Routinen gesprochen, aber es fehlt noch die andere Seite der Medaille. Ich denke jeder von uns wollte sich schon einmal eine schlechte Angewohnheit abgewöhnen. Viele Menschen scheitern jedoch daran. Warum ist das so? Oft lassen sich negative Gewohnheiten nicht so leicht eliminieren, weil wir sie eigentlich gar nicht wirklich loswerden wollen. Der Punkt, an dem wir wirklich etwas ändern wollen, ist einfach noch nicht erreicht. Tony Robbins würde sagen, dass der Schmerz noch nicht groß genug ist. Und damit hat er absolut recht! Falls du die Bücher von Tony Robbins noch nicht kennst, habe ich hier eine kurze Buchrezension für dich. Was Robbins meint, ist folgendes: Erst wenn die Abneigung gegen die negative Gewohnheit groß genug ist (der Schmerz groß genug ist), sind wir bereit, etwas zu ändern. Aber das ist noch nicht alles. Leider ist es auch so, dass die mentalen Schaltkreise, die der negativen Angewohnheit zu Grunde liegen, nie komplett beseitigt werden. Das heißt, wenn man mit dem Rauchen aufgehört hat, wird man sein Leben lang immer mal wieder daran denken und das führt oft dazu, dass man rückfällig wird. Dagegen lässt sich allerdings etwas tun. Man schafft für die negative Angewohnheit eine positive Ersatzhandlung. Auch das ist ein Tipp, den ich aus den Büchern von Tony Robbins gelernt habe. Ein Beispiel um es deutlich zu machen: Nehmen wir einmal an, du würdest jeden Abend beim Film schauen eine Tafel Schokolade essen. Nun hast du aber keine Lust mehr, jeden Abend eine Tafel Schokolade zu essen, weil du abnehmen willst. Würdest du jetzt einfach nur noch den Film schauen und dir die Schoki verkneifen, wirst du währenddessen wahrscheinlich permanent an Schokolade denken. Dein Verlangen nach Schokolade zu unterdrücken wird zu einer riesigen Willensanstrengung. Was dann meist dazu führt, dass du nach einer Woche wieder zur Schokolade greifst. Ersetzt du die Schokolade durch etwas anderes, wie zum Beispiel einen Apfel, wird es dir viel leichter fallen, nicht mehr an die Schokolade zu denken. Das Essen von Äpfeln wird zu deiner neuen Gewohnheit. Und gegen Äpfel kann ja wohl keiner was haben 😉 Du hast den Filmgenuss wie immer und ernährst dich gesund. Letzteres führt dazu, dass dein Ziel, abzunehmen, erreicht werden kann. Jeder Mensch will sich ständig verbessern. Dieser Wunsch und Wille ist tief in unserer DNA verankert. Das ist allerdings gar nicht so leicht, da wir Menschen gleichzeitig unglaublich faul sind. Passt überhaupt nicht zusammen, ist aber leider so! Mit der Hilfe von Gewohnheiten und Routinen können wir das Faultier in uns austricksen und so an unserer persönlichen Weiterentwicklung arbeiten. Wenn du beispielsweise gerne mehr lesen möchtest, kannst du dir eine Leseroutine angewöhnen. Nimm dir dafür erst einmal zehn Minuten pro Tag vor. Etwas, was du dir neu angewöhnen willst, sollte möglichst leicht fallen. Würdest du dir von Beginn an zwei Stunden pro Tag vornehmen, wirst du vermutlich nie anfangen. Sind die 10 Minuten lesen erst einmal zu deiner Gewohnheit geworden, fällt es leicht, die Dauer zu verlängern. Na, konnte ich dich davon überzeugen, wie wichtig Gewohnheiten für uns sind? 🙂 In diesem Beitrag kannst du nachlesen, wie meine persönliche Morgenroutine aussieht. Außerdem findest du viele Ideen für deine (Morgen-)Routine. Was sind Gewohnheiten und Routinen eigentlich?
Aber sind Routinen und Gewohnheiten nicht identisch?
Warum Gewohnheiten wichtig sind
Wo bleibt da die Spontaneität?
Gewohnheiten steuern
Warum es so schwer ist, negative Angewohnheiten loszuwerden
Neue positive Gewohnheiten für ein besseres Leben