Mit 15 Jahren war es das Größte für mich, mit meinen besten Freundinnen in einem muffigen Zugabteil raus aus unserer Kleinstadt in die nächstgrößere Stadt zu fahren und dort Klamotten shoppen zu gehen. Es war das Ereignis des Jahres! Über Monate hinweg hatte ich mein Geburtstags-, Weihnachts- und Taschengeld gespart, um es an diesem Tag auf den Kopf zu hauen. Bis zu 500 Euro gingen da innerhalb weniger Stunden über den Ladentisch.
Auf Qualität legte ich keinerlei Wert. Es ging um Masse. Aus welchem Material wurde das Kleid gemacht? Wo wurde diese Jeans produziert? Die Fragen habe ich mir nicht gestellt. Die hat sich damals niemand von uns gestellt. Eigentlich hätten einen die Gerüche nach Chemikalien abschrecken müssen, aber die wusch man einfach raus. Das Bewusstsein kam bei mir erst viele Jahre später.
Heute stelle ich mir die Fragen nach Herkunft, Herstellung und Material sehr genau.
Unternehmen, die Wert auf diese Punkte legen, sind das genaue Gegenteil von Fast Fashion.
Diese Unternehmen gehören zur Slow Fashion Branche.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Slow Fashion eigentlich?
Als ich den Begriff zum ersten Mal gehört habe, musste ich sofort an Slow Food denken! Slow Food hat ja irgendwie jeder schon einmal gehört.
Die Prinzipien von Slow Food sind folgende:
- Gut: gutes, leckeres und gesundes Essen
- Sauber: Umweltfreundliche Produktion
- Fair: Faire Konditionen für Produzenten und zugängliche Preise für Verbraucher
Und das trifft genauso auf Slow Fashion zu. Okay… Deine Jeans sollst du nicht essen! Daher würde ich den ersten Punkt ein wenig umwandeln: Gute Qualität der Stoffe und Langlebigkeit.
Bei Slow Fashion kommen jedoch noch ein paar Punkte hinzu, auf die zusätzlich Wert gelegt wird:
- Mehr Transparenz in den Unternehmen
- Kleidung aus recycelten oder Bio Materialien
- Kauf von Second Hand Mode
Slow Fashion vs. Fast Fashion
Aber das ist so teuer!
Mehr Bewusstsein durch Slow Fashion
Slow Fashion und Minimalismus
Wenn du nach dem Slow Fashion Prinzip agierst, dann bist du automatisch Minimalistin. Es kann dir dann eigentlich gar nicht passieren, dass du zu viel hast, weil du sehr genau über jeden Kauf nachdenkst. Das ist gelebter Minimalismus 🙂
Möglichkeiten Slow Fashion zu leben
Kleidertausch
Als Teenager habe ich häufig mit meinen Freundinnen Klamotten ausgetauscht. Weil man sich gern hatte und weil damals einfach das Geld fehlte, um sich regelmäßig neue Sachen zu kaufen.
Heute ist der Kleidertausch oder das Kleide verleihen zu einem richtigen Trend geworden.
Will man Anziehsachen tauschen, wird man zum Beispiel bei Kleiderkreisel fündig. Hier wird mittlerweile allerdings auch viel gebrauchte Kleidung verkauft. Kleiderkreisel ist auch eine tolle Möglichkeit, um deine eigene abgelegte Kleidung zu tauschen oder zu verkaufen. Ich nutze die Plattform selbst regelmäßig, um alte Kleidung anzubieten. Mittlerweile ist es leider etwas schwierig, dort „gefunden“ zu werden.
Auch auf der Seite Tauschgnom gibt es ein recht großes Angebot an Kleidung zum Tauschen.
Ansonsten gibt es auch Kleidertausch-Partys und in Städten finden häufiger Umsonst-Flohmärkte statt. Einfach mal über das Internet suchen.
Kleidung mieten
Die Variante Kleidung zu mieten kommt für mich vor allem bei hochwertiger Mode in Frage. Für Designer-Taschen und Abendkleider gibt es schon länger Angebote im Internet. Bei Myonbelle gibt es die Möglichkeit sich per Abo eine bestimmte Anzahl an Kleidungsstücken pro Monat zu mieten.
Vor allem im Bereich Baby und Kinderkleidung wächst das Angebot an Mietkleidung stetig. Hier ist es besonders sinnvoll, da die Kleinen ja innerhalb weniger Monate aus ihren alten Kleidern wachsen. Für Baby und Kinderkleidung gibt es beispielsweise Kilenda oder kindoo .
Wenn du gerne mal in Designer Kleider schlüpfen oder eine Designer Tasche tragen willst, gibt es z.B. chic by choice , Dresscoded und sisters closet .
Bei Sisters Closet kannst du auch deine eigenen Designer Stücke vermieten, anderen eine Freude bereiten und damit sogar etwas Geld nebenbei verdienen.
Für Designer Taschen gibt es speziell metoyoubag oder rentobag.
Ein weiterer großer Vorteil beim Mieten von Kleidung besteht darin, dass dein Chaos im Kleiderschrank überschaubar bleibt. Also passt zum minimalistischen Lifestyle.
Second Hand kaufen
Was in den 2000er Jahren als Trend unter den It-Girls und Schauspielerinnen entstand, ist heute zu einem großen Markt geworden. Second-Hand-Läden findet man in jeder Stadt und auch Online gibt es ein großes Angebot. Ich persönlich stöbere immer gerne in diesen Läden, da man oft auch besondere und sehr hochwertige Stücke zu einem akzeptablen Preis findet. So landen die Sachen nicht im Altkleider-Container oder in der hintersten Schrankecke und jemand anderes erfreut sich noch an dem Teil, dass man selbst nicht mehr mag und umgekehrt.
Für Designer Mode sind besonders Vestiaire Collective und Rebelle bekannt. Hier werden die Stücke vorher vom jeweiligen Anbieter auf ihre Echtheit überprüft. Ich nutze Vestiaire Collective regelmäßig und bin immer wieder begeistert von der Qualität der Stücke, die man bekommt.
Auch bei Kleiderkreisel kann man schöne Teile finden, die sich eher im normalen Preisrahmen bewegen.
Faire und Bio Fashion kaufen
Wenn es dann doch einmal ein neues Stück sein soll, dann kannst du demnächst darauf achten, dass das Label seine Mode fair und/oder Bio herstellt.
Die Leute, die gerne stylish unterwegs sind mögen hier vielleicht erstmal zurückschrecken, weil immer noch häufig angenommen wird, dass es bei fairer oder Bio Mode eher um die Philosophie und nicht um schönes Aussehen geht.
Das mag bis vor ein paar Jahren auch noch der Fall gewesen sein, da aber die Nachfrage nach solcher Kleidung immer weiter steigt, wächst das Angebot dementsprechend mit. Daher gibt es mittlerweile Luxus-Eco-Fashion, die sich neben anderen Luxus Labels mehr als sehen lassen kann.
Bei Avocado Store kann man vor allem tolle Basics finden.
Bei the wearness findest du nachhaltige Luxus Mode.
Das Label Armeda Angels steht seit mittlerweile zehn Jahren für faire Mode.
Auch bei greenality oder glore gibt es eine große Auswahl an fairen Mode Labels.
Hochwertig und selten kaufen
Ein sehr einfacher Schritt ist nur noch sehr wenig einzukaufen und dafür umso überlegter vorzugehen. Es ist besser, lieber eine Weile für ein bestimmtes Kleidungsstück zu sparen, anstatt ein ähnliches besonders günstig einzukaufen. Wenn du deinen eigenen Stil kennst, musst du nicht ständig neue Kleidung kaufen. Wenn du dann beim Einkauf darauf achtest, dass die Stücke besonders hochwertig sind und du sie die nächsten 5 Jahre tragen willst, hast du auch schon viel getan!
Wie du siehst, gibt es eine Menge an Möglichkeiten um achtsamer mit seiner Kleidung umzugehen und damit Slow Fashion zu leben. Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Artikel inspirieren konnte 🙂
Was hältst du von der Slow Fashion Bewegung?
Ich freue mich auf dein Feedback! Falls du weitere Links hast, kannst du sie gerne in den Kommentaren erwähnen 🙂