Egoismus als Begriff ist gesellschaftlich negativ besetzt. Damit verbindet man Ichbezogenheit, Rücksichtslosigkeit und Vorteilsnahme auf Kosten anderer. Wie wäre es mit einer anderen Definition? Dann bedeutet Egoismus, dass du einmal etwas für dich machst! Nimm dir einmal Zeit nur für dich! Damit verbunden stellt sich die Frage: „Wann hast du das letzte Mal etwas nur für dich gemacht?“ Der Anpassungsdruck in der Gesellschaft ist größer geworden. Die Anforderungen an das Individuum beinhalten oft Abhängigkeiten, die sich auch im Zusammenhang innerhalb einer Gruppe manifestieren. Dazu hat zum großen Teil auch die permanente Präsenz von Social Media im Alltag beigetragen. Jeder ist ein Individuum, aber keiner ist allein. Dieses Paradoxon sorgt für zeitraubende Aktionen und die merkwürdige Situation, dass sich der Einzelne immer unter Beobachtung fühlt und sich gezwungen sieht, allgegenwärtig und aktiv zu sein, um bloß den Anschluss nicht zu verpassen. Um hier einen Kontrapunkt zu setzen, ist Egoismus angesagt. Egoismus in dem Sinne, dass man beispielsweise einen Waldspaziergang macht, ein paar Tage allein in den Urlaub fährt oder sich einfach einmal nur um sich kümmert, sich pflegt und sein Ich per Reset-Knopf wieder neu ausrichtet.