Einen Kredit zu erhalten, dauert heute genauso lange wie die Bestellung bei Starbucks. Drei Klicks bei einer Online-Bank und schon wird das Geld auf dem Konto „gutgeschrieben“. Rückzahlung? Bei den niedrigen Zinsen gar kein Problem! So wird es jedenfalls meistens verkauft. Für viele ist das allerdings der Anfang einer Schuldenspirale. Denn wird einmal so ein Kredit aufgenommen, folgen meist weitere.
Doch sind alle Kredite wirklich schlecht? Tatsächlich gibt es auch „gute“ Kredite. Das kann zum Beispiel ein Immobilienkredit sein. Aber auch der ist es nicht immer, wie du weiter unten erfährst. Und dann gibt es ein paar Kredite, die du unbedingt vermeiden solltest. Die schauen wir uns jetzt mal genauer an.
Inhaltsverzeichnis
1. Dispokredit – der Kredit den fast jeder hat
Der Dispositionskredit kann durchaus als der „Lieblingskredit“ der Deutschen bezeichnet werden. So haben circa 80% der Deutschen die Möglichkeit, ihren Dispo in Anspruch zu nehmen. Ungefähr 5,6 Millionen Menschen in Deutschland (8 Prozent) machen das auch regelmäßig.
Klar, so ein Dispokredit ist auch sehr verlockend! Bei der Eröffnung eines neuen Kontos muss einfach nur ein Häkchen bei „Dispokredit beantragen“ gemacht werden und schon kann es losgehen – zumindest, wenn die Bonitätsprüfung durch die Bank erfolgreich war. Wird es dann einmal eng auf dem Konto, ist das kein Problem, denn der Dispo ist ja da. Nun könnte man argumentieren, dass das für den Notfall ja völlig okay ist. Allerdings sprechen zwei Sachen dagegen:
Was gegen einen Dispokredit spricht
Die hohen Zinsen und die Gefahr, nur noch schwer aus dem Dispo herauszukommen. Obwohl wir aktuell sehr niedrige Zinsen haben, liegen die Zinsen für einen Dispokredit im Schnitt bei circa 9,1 Prozent pro Jahr. Also sehr hoch. Und diese Höhe ist absolut ungerechtfertigt. Deshalb werden die Zinsen für Dispokredite auch schon seit Jahren von Verbraucherschützern bemängelt.
In einem wirtschaftlichen Umfeld, in dem die Zinsen allgemein sehr niedrig sind, sollte es nur dort hohe Zinsen geben, wo die Ausfallquote hoch ist. Einfach gesagt: Wo Schulden oft nicht zurückgezahlt werden, dürfen die Zinsen höher sein. Nur ist das bei den Dispokrediten nicht der Fall.
Die Ausfallquote beträgt im Mittel circa 0,3 Prozent. Ist also quasi gar nicht vorhanden. Logisch, denn ein Dispokredit wird jeden Monat von dem wieder neu eingehenden Geld (zum beispiel das Gehalt) bedient. Für die Banken ist der Dispokredit ein tolles Geschäft! Aber nicht für die Kunden.
Kredit = dauerhaft Schulden
Die zweite Sache, die dagegen spricht ist, dass du mit einem Dispokredit leicht in eine Schuldenfalle geraten kannst. Da die Dispokredite für die Banken ein sehr lukratives Geschäft sind, räumen sie dir hier oft einen hohen Kreditrahmen ein. Nach der ersten Beantragung ist der Dispokredit bei den meisten Banken beschränkt, aber nach ein paar Monaten mit regelmäßigen Gehaltseingang kann dieser bis auf das Dreifache des Gehalts ansteigen. Das Gehalt wird damit quasi gehebelt, wie es im Börsenjargon heißt. Einziges Hindernis dabei: Der Kunde muss diesen Kreditrahmen beantragen.
Gerade wenn ein hoher Dispokredit in Anspruch genommen wird, ist es schwierig, diesen wieder dauerhaft loszuwerden. Nehmen wir an, du darfst bis zu 1.000 Euro Dispo in Anspruch nehmen. In einem Monat schöpfst du diesen voll aus. Im neuen Monat kommt dein Gehaltseingang von 1.800 Euro. Als allererstes wird davon dein Dispo bedient. Dir bleiben also nur noch 800 Euro plus auf deinem Konto. Von diesem kannst du aber nicht leben. Also landest du wieder im Dispo.
Es kann sehr lange dauern, da wieder rauszukommen. Vor allem, weil ich in diesem Beispiel die Zinsen ausgelassen habe, die bei 1000 Euro im Monat circa 7,50 Euro im Monat betragen (bei einem angenommenen Dispo-Zins von 9 %). Das mag nicht viel sein, aber auf lange Sicht summiert es sich. Vor allem aber schafft es bei dir eine Gewöhnung im Kopf an Schulden.
Dispokredit nur im absoluten Notfall nutzen!
Einen Dispokredit solltest du also nur im absoluten Notfall nutzen! Und die Summe dafür auch recht klein halten. Kleine Beträge lassen sich im nächsten Monat relativ problemlos ausgleichen. Je größer der Dispo, umso schwieriger wird die Rückzahlung.
Besser wäre in solchen Fällen auf eine Kreditkarte zurückzugreifen. Hierauf müssen in Deutschland häufig keine Zinsen bezahlt werden, sofern der Betrag im nächsten Monat komplett ausgeglichen wird. Vom Prinzip her funktioniert sie damit also ähnlich wie ein Dispo, bei viel günstigeren Bedingungen.
Solltest du einen Dispokredit haben, den du nicht so schnell zurückzahlen kannst, ist es ratsam, dich nach einer Umschuldung umzuschauen. Beispielsweise in einen günstigeren Ratenkredit. Dort sind die Zinsen niedriger und du kannst dich für einen individuellen Zeitraum für die Rückzahlung entscheiden.
2. Konsumentenkredit oder Verbraucherkredit
Ein Thermomix soll her? Für den nächsten Urlaub fehlt das notwendige Kleingeld? Ein neues Auto wäre toll? Verbraucherkredite lösen diese Probleme. Im Notfall sind sie schnell und problemlos beantragt und die kleinen oder großen Wünsche können erfüllt werden. Könnte das Leben schöner sein? Ironie aus.
Verbraucherkredite sind in den letzten Jahren zu einem richtigen Trend geworden – leider! Sie bedienen etwas, was tief im menschlichen Unterbewusstsein verankert ist: Die unmittelbare Befriedigung eines Wunsches. Ich will es jetzt sofort und nicht erst in ein paar Monaten oder gar Jahren. Auf etwas zu sparen ist nicht mehr notwendig, dafür gibt es doch die günstigen Kredite. Sehr verlockend und sehr gefährlich! Denn so ein Verbraucherkredit ist oft der Anfang von einem Berg an Schulden, aus dem es irgendwann schwierig wird wieder herauszukommen.
Die aktuellen Zinsen für einen solchen Kredit liegen im Schnitt bei 5,51%. Sie können also auch höher oder niedriger ausfallen. Wird ein Kredit in Höhe von 10.000 Euro aufgenommen, mit einer Rückzahlungsrate von 150 Euro monatlich, brauchst du circa 6 1/2 Jahre, um diesen Kredit abzulösen! Außerdem kostet dich das ganze 1.965 Euro Zinsen.
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Widerstehe dem akutem Wunsch nach Dingen
Wie gesagt: Wenn ich nicht genug Geld für den Urlaub oder den Thermomix angespart habe, dann kann ich es mir eben nicht leisten. Das sollte die Prämisse sein. Dabei hilft es auch, eine „Genug“-Einstellung zu entwickeln, also der Philosophie des Minimalismus zu folgen.
Um nicht verführt zu werden, hilft oft schon die einfache Frage „Brauche ich das wirklich?“ „Gibt es noch eine andere Möglichkeit?“ Sich Luxus zu gönnen und auch mal Dinge, die man nicht zum Überleben braucht, ist absolut normal – so lange man das Geld dafür auf seinem Konto hat. Ansonsten aber nicht.
Das mag vielleicht hart klingen, aber es ist wichtig, sich hier bewusst zu machen, dass Banken und Co. nicht das Beste für dich wollen. Sie wollen, das du konsumierst und wenn es sein muss mit geliehenem Geld. Das ist das Geschäft der Banken und dafür schaffen sie die besten Bedingungen und Anreizsysteme.
Nach Alternativen umschauen
Meist gibt es für die materiellen Wünsche auch günstige Alternativen. Es muss ja nicht jedes Jahr der Urlaub im Ausland sein, wenn es in der eigenen näheren Umgebung meist auch viele schöne Dinge zu entdecken gibt. Die Erfahrung habe ich in den letzten Jahren selbst schon machen dürfen, seit ich fast nur noch zu Fuß unterwegs bin.
Entschleunigung ist hier das Keyword. Denn oft treibt es einen nur an einen weit entfernten Ort, weil er auf einer Liste abgehakt werden muss oder weil dort gerade jeder hinfährt. Und zum Kochen braucht es keinen Thermomix 😉 So kannst du auf einen Kredit verzichten, ohne dass du in deinem Leben wirklich auf etwas verzichten musst.
Doch was ist in einem Notfall? Klar, wenn die Waschmaschine kaputt geht und du kein Geld gespart hast, ist das eine blöde Situation. Ein Kredit ist hier durchaus eine Möglichkeit, allerdings solltest du dir vorher gut überlegen, ob und wie du diesen zurückzahlen kannst. Also einen Plan erstellen.
Leider ist oft so, dass du kleinere Kredite bis 500 Euro gar nicht bekommst. So wollen dich Banken in einen höheren Kredit pressen – damit sie mehr von den Zinsen haben. Vielleicht kannst du dir das Geld auch einfach kurzfristig bei deiner Familie oder Freunden leihen? Auch hier solltest du einen Kreditvertrag aufsetzen. Richtige Freunde – richtige Rechnung!
Ich würde mich auch noch nach anderen Alternativen umschauen: Gibt es einen Waschsalon in der Nähe? Kann ich mir die Maschine vorübergehend mit jemandem im Haus teilen?
3. Immobilienkredit
Ein Immobilienkredit soll schlecht sein? Tatsächlich werden Immobilienkredite meistens als etwas Positives betrachtet. Im Gegensatz zu einem Auto oder einer Reise, ist eine Immobilie etwas mit dauerhaftem Wert. Grundsätzlich stimmt das auch. Aber eben nicht immer.
Damit eine Immobilie wirklich dauerhaft ihren Wert behält oder steigert, muss sie sich in der richtigen Lage befinden, die richtige Beschaffenheit haben und viele weitere Kriterien erfüllen.
Viele Menschen wollen sich den Traum von einem Eigenheim erfüllen. Und der Gedanke ist durchaus sinnvoll: Im Alter keine Miete mehr zu bezahlen und immer einen sicheren Wohnraum zu haben ist toll. Nur muss sich dieser Traum auch rechnen.
Im heutigen Niedrigzins-Umfeld bekommt man Kredite für Immobilien quasi „geschenkt“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Teilweise betragen die Zinsen nur 0,5% und auch Eigenkapital ist nur in sehr geringem Umfang erforderlich – manchmal auch gar nicht notwendig. Eine Immobilie für 300.000 Euro quasi geschenkt zu bekommen klingt doch erstmal ziemlich gut! Werfen wir mal einen genaueren Blick darauf:
Kaufsumme: 300.000 Euro
Eigenkapital: 10 % (30.000 EUR)
Darlehensbetrag: 270.000 Euro
Zinssatz: 1%
Tilgung: 600 EUR pro Monat
Laufzeit: 10 Jahre
Kredit: Genau hinschauen und rechnen lohnt sich immer
Das sieht auf den ersten Blick nach einem sehr günstigen Deal aus! Schaut man genauer hin, kommt allerdings ein ganz anderes Bild ans Licht.
Nach den 10 Jahren sind gerade einmal ungefähr 47.000 Euro des Darlehens abbezahlt. Die Schulden bei der Bank belaufen sich dann immer noch auf circa 223.000 Euro. Insgesamt wurden Zinsen in Höhe von circa 25.000 Euro an die Bank bezahlt. So schlecht ist das Geschäft für die Banken trotz niedriger Zinsen also nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass sie mit im Grundbuch stehen und dadurch jederzeit Zugriff auf das Haus oder die Wohnung haben, wenn die Tilgungen nicht mehr bezahlt werden.
Du kannst das gerne selbst hier nachrechnen. Die ganze Rechnung funktioniert auch nur unter der Annahme, dass die Zinsen für die gesamte Laufzeit des Kredits bei 1% bleiben. Auch wenn es heute unvorstellbar klingt: Was ist, wenn in 10 Jahren bei Verlängerung des Kreditvertrages die Zinsen sich verdoppelt haben und 2% betragen?
Was ist dir dein Traum wert?
Aber bleiben wir bei den genannten Bedingungen des Kreditvertrages und rechnen weiter. Um den Immobilienkredit unter nicht geänderten Bedingungen zurückzuzahlen, benötigt man in diesem Beispiel ganze 47 Jahre. Ist es das wirklich wert? Außerdem muss man sich immer auch fragen, ob man dauerhaft in der Lage ist, die monatlichen Raten zu begleichen. Was ist, wenn der Job wegfällt?
Ein weiterer Punkt: Wir leben in einer immer flexibleren Welt. Das heißt auch, dass wir oft nicht mehr an einen Ort gebunden sind und uns unser Job oder die Neugier auf andere Gegenden auch mal leicht ganz anders wohin bringen kann.
Das soll natürlich nicht heißen, dass ein Haus oder eine Wohnung, in dem/der du selber wohnen willst, grundsätzlich eine schlechte Idee ist. Es gibt Punkte die dafür sprechen. Das können auch ganz simpel persönliche Vorlieben sein. Was ich sagen will: Ein genaues Nachrechnen und das Abwägen von Alternativen ist wichtig.
Im Gegensatz zur selbstbewohnten Immobilie, ist ein Investment in eine vermietete Immobilie durchaus erstrebenswert. Allerdings benötigt es hierfür, wie auch beim Investieren an der Börse, einiges an Wissen.
Die Gefahr von Krediten
Bei einem Kredit solltest du dir immer bewusst machen, dass es eine Schuld ist, die du bei einem anderen hast. Für den Gebrauch im privaten Bereich sollte ein Kredit wirklich nur im absoluten Notfall aufgenommen werden. Alles andere ist Luxus, den man sich wegen der Zinsen teuer erkauft.
Natürlich gehört dann auch dazu zu akzeptieren, dass nicht alles sofort gekauft werden kann. Leider wird einem immer vermittelt, dass man permanent alles haben kann. Mit nur wenigen Klicks ist der neue Fernseher verfügbar. Doch hier wird einem ein absolut falsches Bild vermittelt. Es wird gar nicht mehr nach der Notwendigkeit gefragt. Auch hier geht es nur um die unmittelbare Befriedigung.Gerade Verbraucher-Kredite gaukeln dir eine Realität vor, die gar nicht vorhanden ist.
Dabei ist es eigentlich toll, für eine Sache zu sparen. Sie erhält so einen ganz anderen Wert, im Gegensatz zum Kauf auf Pump. Oft ist es sogar so, dass das Bedürfnis nach dieser „Sache“ gar nicht mehr da ist, sobald du die erforderliche Summe angespart hast. So hilft das Warten beim Sparen nicht nur dabei herauszufinden, ob du es wirklich willst. Du sparst so auf Dauer auch viel Geld.
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Was du tun kannst, wenn du Kreditschulden hast
Es kann im Leben immer mal wieder Situationen geben, in denen man knapp bei Kasse ist. Gerade wenn du erst anfängst, dich mit deinen Finanzen zu befassen und nicht von Hause aus das Sparen gelernt hast, ist es noch einmal leichter, in eine Schuldenfalle zu tappen.
Das ist nichts Schönes, aber du musst dich dafür auch nicht schämen. Das Wichtigste in einem solchen Moment ist, dass du davor nicht die Augen verschließt, sondern das Problem angehst. Das heißt, die Schulden schnell abbaust und parallel dazu mit dem Sparen beginnst. Schulden machen abhängig. Gespartes Geld und Investieren bringt Freiheit.
Als allererstes solltest du prüfen, ob es möglich ist, deinen Kredit umzuschulden. Oft bringt so eine Umschuldung Vorteile bei den Zinsen. Hier lohnt sich der Blick auf ein Vergleichsportal. Allerdings musst du dort genau hinschauen und vergleichen, um ein wirklich gutes Angebot zu finden.
Worauf du beim Umschulden vom Kredit achten musst
Achte darauf, dass du dir alle Banken/ Kreditinstitute angezeigt lässt. Außerdem ist der fett geschriebene Zins nicht automatisch der verbindliche Zins! Der eigentliche Zinssatz ist abhängig von deiner Bonität! Vergleiche also den groß und bunt geschriebenen Zinssatz mit dem klein gedruckten unten drunter. Schau dir dann lieber die Angebote an, in denen die angegebenen Zinssätze nicht zu stark voneinander abweichen. Solltest du direkt über das Portal eine Umschuldung abschließen, werden dir oft noch zusätzliche Versicherungen angeboten. Diese sind nicht notwendig und auch nicht verpflichtend!
Auch musst du bei einer Umschuldung beachten, dass dir der neue Anbieter meist anbietet, deinen Kreditrahmen zu erhöhen, also weitere Schulden aufzunehmen. Das lohnt sich natürlich. Aber nicht für dich. Du solltest das deshalb nicht tun, denn dein Ziel ist es ja, schnell aus den Schulden rauszukommen.
Wie bereits gesagt, lohnt es sich, parallel mit dem Sparen zu beginnen. Das motiviert auch dazu, den Kredit schnell loszuwerden. Außerdem baust du dir so nach und nach deine finanzielle Unabhängigkeit auf!
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„Geld ist etwas, was man haben muss im Falle dass man nicht stirbt.“
— Max Asnas
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